Geheimnisvolle Schnecken
Die Schnecken sind die artenreichste Gruppe der sogenannten Weichtiere (Mollusken) und kommen als einzige Weichtiere auch an Land vor. Die Zahl der Landschneckenarten wird weltweit auf ca. 25.000 geschätzt.
In Bayern sind 337 Molluskenarten bekannt – 201 davon sind mehr oder weniger stark gefährdet. In Deutschland ist Bayern in Bezug auf die Molluskenfauna sogar das artenreichste Bundesland mit einem hohen Grad an sogenannten Endemismen, also Arten, die nur hier vorkommen. Im Augsburger Stadtwald kommen wahrscheinlich über 80 verschiedene Schneckenarten vor.
Durch verschiedene Arbeiten ist die historische Schneckenfauna gut bekannt, zur aktuellen Situation gab es aber bisher nur wenige Daten. Im Jahr 2013 wurde daher die Schneckenfauna der Heiden und lichten Kiefernwälder in einem aus Mitteln der Glücksspirale geförderten Projekts erneut untersucht. Mit Hilfe der Ergebnisse lassen sich zukünftige Landschaftspflegemaßnahmen besser planen.
Den Bericht "Untersuchung der Molluskenfauna ausgewählter Lebensraumtypen im NSG Stadtwald Augsburg" (COLLING, 2013) können Sie hier herunterladen:
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Weicher Körper mit harter Schale
Der weiche Körper einer Schnecke besteht aus Kopf und Fuß sowie dem auf dem Rücken liegenden Eingeweidesack, der – außer bei den Nacktschnecken – durch das sogenannte Schneckenhaus geschützt ist.
Der Kalk zum Schalenaufbau wird meistens mit der Nahrung aufgenommen. Der kalkhaltige Untergrund im Lechtal begünstigt somit das Gehäusewachstum.
Um Platz zu sparen, sind der Eingeweidesack und damit auch das Schneckenhaus bei vielen Arten zu einer Spirale gedreht. Die leeren Schneckenhäuser toter Schnecken dienen oft z.B. Wildbienen oder Spinnen als Unterschlupf.
Zähne auf der Zunge
Die Ernährung der Schnecken ist vielfältig – es gibt Pflanzenfresser, Aasfresser und sogar räuberische Arten. Die Nahrungsaufnahme findet mit Hilfe einer mit Zähnchen besetzten Raspelzunge statt.
Die Raspelzunge ist im Tierreich einzigartig und die Zähnchen sind der jeweiligen Ernährungsweise angepasst: Pflanzenfresser besitzen eine Vielzahl gleichförmiger Raspelzähnchen, räuberische Arten besitzen oft lange, dolchartige Raspelzähnchen, mit denen die Beutetiere festgehalten und Fleischstücke heraus gerissen werden können.
Empfindliche Spezialisten
Schnecken sind recht langsame Zeitgenossen – es verwundert daher nicht, dass es hier viele Spezialisten gibt, die an unterschiedlichste Lebensräume angepasst sind.
Aufgrund des geringen Ausbreitungsvermögens und der kleinräumigen Biotopbindung reagieren sie sehr empfindlich auf Veränderungen der mikroklimatischen Verhältnisse und der Boden- und Gewässereigenschaften.
Im Stadtwald Augsburg sind besonders die (ehemaligen) Auwälder und Quellfluren sowie die Heiden und lichten Kiefernwälder wichtige Lebensräume für seltene Schneckenarten.
Auf den folgenden Seiten stellen wir Ihnen die Untersuchungsergebnisse und einige ausgewählte Schneckenarten der Heiden und lichten Kiefernwälder genauer vor.
(Fotos: M. Colling)
Gefördert aus Mitteln der Glücksspirale.