Renaturierung und Neuanlage von Gewässern
Bäche sind die "Lebensadern" unserer Landschaft. Vor allem im unverbauten und naturnahen Zustand sind sie eine wichtige Biotopverbundstruktur. Sie sind Lebensraum und Wanderweg für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und natürliche "Wasserrückhaltebecken" bei Hochwasser.
Bis in die Innenstadt hinein ist Augsburg geprägt durch sein ausgedehntes, 135 km langes Fließgewässernetz (mit Lech, Singold und Wertach sind es sogar 175 km). Einige unserer Bäche beherbergen sehr seltene Pflanzen- und Tierarten, die äußerst sensibel auf Umweltveränderungen reagieren. Andere Bäche wiederum wurden durch den Menschen so stark verändert, dass sie ihre einstige ökologische Funktion nicht mehr erfüllen.
Die ökologische Situation der wichtigsten Bäche in Augsburg wurde vom Landschaftspflegeverband untersucht. Ziel war es, den Bestand seltener Tier- und Pflanzenarten zu ermitteln und eine Maßnahmenkatalog für ihren Erhalt zu erarbeiten. Einige der bisher umgesetzten Maßnahmen werden hier beispielhaft vorgestellt:
Himmelsweiher im Stadtwald
wird noch ergänzt
Überleiter am Branntweinbach
Einst floss der Branntweinbach - beginnend in der heutigen Hammerschmiede - Richtung Norden, um schließlich in den Lech zu münden. Durch die mit dem Flussausbau verbundenen Eintiefung des Lechs sank jedoch der Grundwasserspiegel so stark ab, dass der Bach komplett trocknete.
Im Jahr 1996 baute die LEW nach Vorgaben des Naturschutzes eine unterirdische Wasserleitung vom Lechseitenkanal in den Auwald östlich des Lechs. Über diesen sogenannten "Düker" werden inzwischen ca. 1 m³ Lechwasser pro Sekunde in den neu geschaffenen Auebach geleitet, der nach einem Kilometer wieder in das alte Bett des Branntweinbachs mündet.
Im einem zweiten Projektabschnitt wurde im Jahr 2001 ein sogenannter "Überleiter" errichtet, mit dem ein weiteres Teilstück des Branntweinbachs wieder bewässert wird. Seither fließen von der Quelle des Auebachs ca. 200 Liter/Sekunde in den Branntweinbach. Durch die Baumaßnahmen des LEW und des Landschaftspflegeverbandes entstanden im Bereich des ehemaligen Branntweinbachs insgesamt 5 km neue Fließgewässer.
Das künstliche Gewässersystem wurde mittlerweile von vielen Auenbewohnern als Lebensraum angenommen. Bestes Beispiel ist der Biber, der hier wieder ein neues Zuhause gefunden hat.
Ökologische Durchgängigkeit am Alten Floßgraben
Der Alte Floßgraben liegt im Naturschutzgebiet "Stadtwald Augsburg". Er ist ein ca. 5 km langer, über den Lochbach mit Lechwasser gespeister Kanal. Am Alten Floßgraben finden sich, im Vergleich zu anderen Lechkanälen, noch sehr naturnahe Abschnitte. Typische Bewohner sind z.B. Mühlkoppe und Gebänderte sowie Blauflügelige Prachtlibelle.
Wie bei den meisten Fließgewässern im Stadtwald ist der Bachverlauf jedoch auch beim Floßgraben von sogenannten Sohlschwellen unterbrochen. Diese künstlichen Wasserfälle sind für viele Tiere unüberwindbare Barrieren. Durch den Umbau der Sohlschwellen im Jahr 2006 in so genannte "raue Rampen" lässt sich die Durchlässigkeit jedoch leicht wieder herstellen.
In den nächsten Jahren sollen alle Sohlschwellen im Stadtwald Augsburg in gleicher Weise umgebaut werden.
Krötenbiotop Gablinger Weg
Die bayernweit vom Aussterben bedrohte Wechselkröte gehört zu den schönsten heimischen Amphibien. Sie ist in ihrer Lebensweise an Pionierstandorte (weitestgehend vegetationsarme Standorte wie z.B. Kiesbänke), wie sie im ursprünglichen Lechtal häufig vorkamen, gebunden. Eines der letzten Vorkommen der Wechselkröte findet man im Stadtgebiet Augsburg, inmitten des Industriegebietes zwischen Gersthofen und Oberhausen.
Um diesen Bestand zu erhalten, wurde am Gablinger Weg 1998 ein Biotop angelegt, das auf die speziellen Lebensraumansprüche der Wechselkröte ausgerichtet ist. Das sind vegetationsarme Bereiche mit flachen Tümpeln, in denen die Tiere im Mai/Juni ihre Laichschnüre ablegen. Daneben braucht die Kröte abgestorbene Wurzelstöcke, unter die sie sich zur warmen Jahreszeit tagsüber verkriechen kann, und Strauchhecken, in denen sie überwintert.
Die Maßnahme hatte großen Erfolg. Schon im ersten Jahr nach Beendigung der Maßnahme konnten zahlreiche rufende Männchen sowie Laich beobachtet werden.
Auch andere Arten haben von der Anlage des Biotops profitiert. So findet man am Gablinger Weg auch die Kreuzkröte, eine weitere stark gefährdete Amphibienart, den Teichmolch, die Ringelnatter und zahlreiche seltene Insektenarten.