Geschichte der Beweidung in Augsburg
Im Rahmen von "Weidestadt Augsburg" untersuchen wir die historischen Komponenten des Themas Beweidung in Bezug ihre Raumwirksamkeit und gesellschaftliche Relevanz für die Region Augsburg.
Die Auswertung der historischen Quellen aus verschiedenen Archiven lässt uns die Entwicklung unserer Kulturlandschaft besser verstehen und hilft uns in der Planung konkreter Landschaftspflegemaßnahmen.
Unser Dank für die Unterstützung bei diesem Projekt geht an Dr. Barbara Rajkay vom Lehrstuhl für Bayerische und Schwäbische Landesgeschichte der Universität Augsburg für Sichtung und Auswertung der Archivquellen.
Virtuelle Panoramaführung „Geschichte der Beweidung in Augsburg“
(ca. 33 Minuten)
Begleiten Sie uns auf einen virtuellen Rundgang durch die „Weidestadt Augsburg“ in Raum und Zeit. Entdecken Sie mit uns die Spuren der Beweidung in unserer Kulturlandschaft.
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In Kooperation mit
Beweidung: Vernetzt in Zeit und Raum
Seit der Eiszeit lebten Wildpferde in der Wildflusslandschaft am Lech. In den jungsteinzeitlichen Siedlungen von Pestenacker bei Landsberg wurden sie um 3500 v. Chr. sogar als bevorzugtes Jagdwild nachgewiesen. Im Rahmen von "Weidestadt Augsburg" möchten wir den Einfluss der Beweidung durch Wildpferde und andere große Pflanzenfresser auf die Vegetationsentwicklung ebenso herausarbeiten wie die Bedeutung der frühen Haustier-, bzw. Hauspferdhaltung im Lechtal.
Ein weiterer für das Thema Beweidung interessanter Zeitabschnitt erstreckt sich vom Mittelalter bis zur Hochzeit der Wanderschäferei Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Wanderschäferei gehört zu den ältesten Weideformen Mitteleuropas und schafft dadurch eine besondere regionale Identität, wie beispielsweise in Spanien oder in den Ötztaler Alpen, wo sie von der UNESCO als „immaterielles Welterbe“ anerkannt ist.
Ochsenweiden vor der Stadt
Neben der Schafbeweidung spielte auch der Ochsenhandel in Augsburg eine wichtige Rolle. In den 1590er-Jahren importierten die Augsburger beispielsweise etwa 8.000 ungarische Ochsen pro Jahr. Hinsichtlich der Stückzahlen rangierten die Augsburger Metzger ab Mitte des 16. Jahrhunderts an erster Stelle unter den süddeutschen Städten.
Die „Kleine Eiszeit“ im 16. und 17. Jahrhundert hatte die heimische Landwirtschaft stark beeinträchtigt, hinzu kamen steigende Einwohnerzahlen in Augsburg. Höhepunkte im Verbrauch von Rindfleisch gab es durch die im 16. Jahrhundert in Augsburg stattfindenden Reichstage, die teilweise mehrere Jahre andauerten und sich die Stadtbevölkerung in dieser Zeit verdoppelte.
Für die Mästung der Ochsen vor der Schlachtung standen spezielle Mastgebiete in der Nähe der Verbrauchszentren zur Verfügung. In Augsburg war dies die Meringer Au im Bereich des heutigen Naturschutzgebiets Stadtwald Augsburg, die im 17. Jahrhundert von gleichzeitig bis zu 700 Ochsen beweidet wurde.
Das Ende einer Ära
Der Handel mit den Ochsen endete erst im 19. Jahrhundert aufgrund der Erhöhung der ungarischen Ausfuhrzölle. Mit einsetzender Mechanisierung und Industrialisierung der Landwirtschaft verschwanden nach und nach auch die alten Haustierrassen.
Nutztiere sind heute hochspezialisiert und werden z.B. nur wegen ihrer Fleischleistung gezüchtet. Zahlreiche Haustierrassen sind inzwischen unwiederbringlich verschwunden – so sind heute beispielsweise nur noch fünf der 35 Rinderrassen vorhanden, die noch im 19. Jahrhundert in Bayern vorkamen.
Haustierrassen sind ein Kulturgut
Alte Nutztierrassen sind heute ebenso wie wildlebende Tier- und Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Damit geht nicht nur wertvolles genetisches Potential verloren, sondern es bedeutet auch den Verlust kultureller Leistungen des Menschen: Ähnlich wie Baudenkmäler oder Kunstwerke sind alte Haustierrassen schützenswerte Kulturgüter.
(Fotos v.o.n.u.: LPVA, Istvan Sandor, Friedrich Wiedenmann)
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