Acker und Feldflur
Blütengeschmückte Felder symbolisierten über Jahrhunderte den ackerbaulich genutzten Teil der mitteleuropäischen Kulturlandschaft und haben sich nicht zuletzt als Symbol für Heimat eingeprägt.
Dieser Aspekt darf nicht trivialisiert oder übersehen werden, denn eine nur der Funktionalität gehorchende Landschaft geht ebenso an menschlichen Bedürfnissen vorbei wie nur der Funktionalität gehorchende Städte.
Ackerwildkräuter begleiten die europäische Kulturlandschaft seit Beginn des Ackerbaus in der Jungsteinzeit. Etwa drei Viertel aller in Deutschland vorkommenden Wildkräuter sind mit dem Getreideanbau nach Mitteleuropa eingewandert.
Sie treten gemeinsam und ohne bewusstes Zutun des Menschen mit den Nutzpflanzen auf und sind als zumeist einjährige Arten an die regelmäßige Störung durch die Bodenbearbeitung, Pflege und Ernte angepasst.
Mit dem Aufkommen chemischer Bekämpfungsmittel nahm die Verbreitung der Ackerwildkräuter seit den 1960er Jahren radikal ab.
Rund 270 Pflanzenarten gehören in Deutschland zur „Ackerunkraut- und kurzlebigen Ruderalvegetation“. Darunter sind etliche, die auch am Feldrand, an Wegen, Schuttplätzen und in der Stadt vorkommen.
Auf Grund des erwähnten Bekämpfungserfolges ist jedoch keine Pflanzenformation in Mitteleuropa so reduziert, gefährdet und sogar durch ausgestorbene Arten gelichtet wie die der Ackerwildkräuter.
Es gibt viele gute Gründe, die Vielfalt der Wildkräuter auf unseren Äckern und Wiesen zuzulassen. Die Vielfalt der traditionellen mitteleuropäische Kulturlandschaft in ihrer Verbindung aus Produktion, Artenvielfalt und ästhetischem Reiz ist etwas Einmaliges auf der Welt.
Hätten unsere Vorfahren vor 6.000 bis 7.000 Jahren die Fähigkeit besessen, „Unkräuter“ auszurotten, so hätten sie diese wahrscheinlich am Roggen angewandt, der als unvermeidliche Beimischung der eigentlich angebauten Samen von Gerste und Vorläufern des Weizens mitgebracht wurde.
Erst mit der Zeit lernten die Ackerbauern, dass der übersehene oder auch unwillkommene
Mitläufer selbst zu einer wertvollen Kulturpflanze gezüchtet werden konnte. Es ist in keiner Weise auszuschließen, dass auch heutige Ackerwildkräuter potenzielle Ressourcen für die verschiedensten Zwecke sind.